Warum Gruppentherapie?
Das ist für mich die effektivste Form der Therapie. Denn es gibt nicht nur eine Meinung (in der Einzeltherapie: die des Therapeuten) sondern viele.....und nochdazu von anderen Jugendlichen, die in der gleichen Welt zur gleich Zeit wie ihr lebt. Ich als Therapeut verstehe vieles nur aus Erzählung, Ihr untereinader wisst meist aus eigener Erfahrung worüber geredet wird (Schule, Musik, Computerspiele, Sorgen mit den Eltern, etc). Das merkt man schon allein an der Jugendsprache. Wenn ich sage, "das war aber jetzt ein scheiss move von dir, du kannst doch nicht so einen fucking kommentar droppen."...dann werdet ihr wohl ziemlich lachen. Aber es ist eure Sprache und wenn ihr sie untereinander benutzt, dann fühlt ihr euch gleich viel freier. Ihr könnte freier und unkontrollierter reden.
Um klar zu machen, was in der Gruppentherapie passiert, will ich mal ein Beispiel aus meiner Kindheit nehmen. Mein Mutter hat mir bei kaltem Wetter immer zwei Unterhose übereinander angezogen. Da ich ja ein braves Kind war, hab ich das gemacht und angenommen, so würde die Welt funktionieren. ich hatte keine Idee und keine Notwendigkeit diese Tatsache zu hinterfragen (das erschien mir genauso richtig, wie dass ich essen und die Zähne putzen muss). Erst später in der Schule im Sportunterricht (in einer Gruppe!) habe ich bemerkt, dass das alle anderen nicht so machen. Erst da wurde mir bewusst, dass ich eine Wahlfreiheit habe und es auch anders machen kann.
Wenn ich jetzt in der Einzeltherapie auf einen Therapeuten stoße, der das selbe Prinzip wie meine Mutter teilt, werde ich diese Schwachstellen nie aufdecken könnne. In der Gruppe ist es viel wahrscheinlicher, dass es eine oder mehrere Personen gibt, die andere Erfahrungen haben und deshalb meine Selbstverständlichkeiten challangen.
Um das ganze aber jetzt weg von meinem Unterhosen Beispiel hin zu psychischen Problem zu bringen: Es könnte in meiner Familie eine unhinterfragte Selbstverständlichkeit sein, dass man keinen Streit haben darf, dass man nicht über seine Gefühle reden darf, dass man darauf achten muss, was die Nachbarn sagen und denken, dass man schlank sein muss, dass man erfolgreich in der Schule sein muss, etc. Wenn es mir erstmal bewusst wird, das das alles unterschiedliche Wege sind, um sein Leben zu gestalten, dann kann ich drüber nachdenken und mich entscheiden, ob ich diese Prinzipen genauso von meinen Eltern übernehmen will, weil ich sie auch für sinnvoll halte, oder ob ich es ganz anders als meien Eltern machen möchte. Oft sind uns diese Dinge aber nicht bewusst, da wir über solche Sache meist nicht mit Freunden sprechen....und da kommt die Gruppe in Spiel.
Probiert es aus :-)